Wenn ihr nun die eine oder andere Langzeitbelichtung durchgeführt habt und euch auch schon etwas mit Bearbeitungsprogrammen auskennt, so werdet ihr feststellen, dass es Bilder gibt, bei denen entweder in der Dunkelheit etwas fehlt oder zu wenig Struktur vorhanden ist, oder die hellen Bereiche einfach extrem überbelichtet sind.
Die korrekte Belichtung ist da dann aber nichts halbes und nichts Ganzes.
Natürlich kann man die Bilder bearbeiten, indem man die Tiefen erhöht und die Lichter entfernt, dann etwas Kontrast rein und fertig ist das… Ja was überhaupt?
Meistens ist es eine Bunte, seltsame Matsche mit schönen Leuchträndern, die einem dann als HDR verkauft werden.
Aber was ist ein HDR überhaupt?
HDR ist die Abkürzung für High Dynamic Range, steht also für Bilder mit erhöhtem Dynamikumfang.
Ja was ist denn der Dynamikumfang eigentlich?
Vereinfacht ausgedrückt, der Dynamikumfang beschreibt den Bereich in einem Bild, in dem ohne Qualitätsverluste die Belichtung und Farbe angepasst werden kann und ist haptsächlich vom Sensor eurer Kamera abhängig. Auch das menschliche Auge hat einen Dynamikumfang, der sogar sehr hoch ist (ca. 10 Blendenstufen)
Für die Fotografie ist er vor allem für die Helligkeit relevant und die Farbdynamik mehr oder weniger als Nebeneffekt nutzbar.
Es geht darum, wie viel Struktur in bestimmten Bereichen noch erkennbar sind. Dort wo keine mehr vorhanden sind spricht man dann vom „Absaufen“(dunkel) oder „Ausbrennen“(hell).
In den gepeicherten Dateien hat nie der gesamte sichtbare Dynamikumfang platz, deshalb wird dieser je nach Dateiformat unterschiedlich begrenzt.
Kurz: ein JPG z.B. hat einen sehr geringen und eine RAW-Datei einen sehr hohen Dynamikumfang.
(Im Bild vom Odeonsplatz wären die Lichter viel zu hell und die Tiefen, wie z.B. das Pflaster viel zu dunkel)
Man kann den Dynamikumfang also als Reserve für Strukturen in Hellen und dunklen Bereichen bezeichnen.
Da wären wir ja schonmal beim ersten Punkt, ihr solltet hierbei am besten im RAW-Modus fotografieren.
Wenn ihr Bilder selbst digital entwickelt oder sogar nachbearbeitet, solltet ihr das sogar unbedingt machen.
Diesen Schritt sollte man übrigens ziemlich schnell auch im Hobbybereich gehen.
Wie erhöhe ich nun den Dynamikumfang?
Der Dynamikumfang wird in Blendenschritten angegeben und ist von Sensor zu Sensor unterschiedlich.
Der tatsächlich nutzbare Dynamikumfang ist natürlich subjektiv, beträgt bei Kleinbild(Vollformat-)sensoren meistens +-3 Blendenstufen.
Selbst die Kamerahersteller unterscheiden sich da, denn Canon ist (pauschal gesagt) sehr stark in den Lichtern und Nikon sehr stark in den tiefen, was zeigt, dass man sich hier auch festlegen musste.
Aber wie kann man ihn dann erhöhen?
Angenommen mir fehlen Details in den Tiefen, wie z.B. der nichtbeleuchtete Bereich eines Rathausplatzes, dann muss ich länger belichten und das Bild dazu heller machen. Das geht aber auf Kosten der Lichter, die dann vermutlich überstrahlen.
Wenn ich aber an den zu hellen Stellen auch mehr Details möchte, wie z.B. die Hausfassaden, muss ich kürzer belichten und das Bild dunkler machen, aber die Schattenseite des Gebäudes verschwindet im Schwarz.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Bild, bei dem die Mitteltöne alle passen und wir hätten ja alles was wir brauchen.
Wir sprechen also von einer Belichtungsreihe mit 3 Bildern.
Damit das auch kontrollierbar wird, sollten die Helligkeitsunterschiede immer möglichst gleich sein.
Zu empfehlen ist hierbei ein Unterschied von mindestens 1,5 oder sogar 2 und mehr Blendenschritten.
Nun schauen wir doch mal nochmal auf die Anzeige für die mittlere Belichtungsstufe. Hier sehen wir in der Mitte ja den idealen Wert und eine rechts und links erweiterte Skala.
Bei meiner Kamera geht diese bis zu 3 Blendenstufen.
Ihr könnt bei eurer Belichtungsreihe also immer auch manuell die richtigen Einstellungen festlegen, dabei müsst ihr nur darauf achten, dass der sich bewegende Balken auf dem jeweils richtigen Wert links und rechts der Mitte steht.
Die meisten Spiegelreflex-Kameras unterstützen diese Bildreihen (Mehrfachbelichtung) schon von sich aus. Entweder stellt man diese im Menü ein oder bei mir ist die Kurzvariante das Auswählen des Anzeige mittlere Belichtungsstufe und das scrollen mit dem kleinen Scrollrad.
Dabei erscheinen neben dem eigentlichen beweglichen Balken noch weitere, i.d.R. 2
Diese 3 Balken verschieben sich dann gemeinsam und auch immer im gleichen Abstand, und bleiben stehen, sobald sie über den jew. Belichtungsrahmen hinausgehen würden.
(Manche Kameras erlauben bis zu 7 oder mehr Aufnahmen in einer Belichtungsreihe, der abdeckbare Dynamikumfang kann dabei bis zu 16 Blendenschritte betragen.)
Prägt euch am besten folgenden Leitsatz für HDR Bilder ein und nehmt ihn euch zu Herzen.
„Die besten HDRs sind die, denen man es nicht ansieht, dass sie welche sind“!
Wenn ihr nach diesem Leitsatz HDRs erstellt, werdet ihr lange freude daran haben, ohne euch sattzusehen.
Ich wünsche euch viel Spaß und schöne Bilder, denn „gut Licht“ wäre jetzt ja etwas unpassend…